Nachhaltige Landwirtschaft

Förderung von nachhaltiger Landwirtschaft in Südafrika

Die Folgen des Klimawandels sind bereits in vielen Ländern zu spüren und auch Südafrika ist besonders von Dürre, Wasserknappheit und Hitze betroffen. Das Leben in ländlichen Gegenden wird somit umso schwerer, da insbesondere dort die Wasserversorgung schlecht ist, die Transportwege lang und der Zugang zu Strom, Wasser, Lebensmitteln und weiteren Ressourcen unterdurchschnittlich ist.

Da vier  Vereinsmitglieder selbst auf der Farm Tlholego gearbeitet und die Probleme direkt miterlebt haben, hat sich der Verein zum Ziel gesetzt die Bewohner von ländlichen Gegenden zu unterstützen.

Seit einigen Jahren unterstützen wir daher finanziell unterschiedliche Projekte im Bereich der Permakultur. Unter anderem konnten wir durch eine große Spende eine neue Fläche mit Kräutern bepflanzen, woraus Tees, Kräuterkissen und Kräutersalze hergestellt wurden. Diese Produkte werden auf lokalen Märkten verkauft und generieren somit ein Einkommen für die Farmbewohner.

 

Die Farm Tlholego

Vor mehr als 30 Jahren haben Stephne und Paul Cohen eine Vision gehabt: Einen Ort zu kreieren, an dem Mensch und Natur in Einklang miteinander leben, mit statt gegen die Natur zu arbeiten und Ressourcen nachhaltig nutzen.

Seitdem leben im Tlholego Eco Village ca. 25 Menschen, die das Gelände für Gemüseanbau, Workshops und Seminare nutzen, um nicht nur sich selbst zu versorgen, sondern auch anderen Menschen das Prinzip der Permakultur näherzubringen.

Tlholego Village liegt bei Rustenburg in der North West Province von Südafrika. Das Gelände erstreckt sich auf etwa 150 Hektar, welches aus dem Dorf, dem Farmgebiet sowie der alles umgebenden Wildnis besteht. Die dort lebenden Menschen sind von klein auf in die vorherrschenden Abläufe integriert. Sie erleben die Farmaktivitäten hautnah mit, ebenso wie Lehrgänge des Learning- Centers. Somit tragen sie alle ihr Teil zu der Erfolgsgeschichte von Tlholego bei.

Geschichte von Tlholego

Der Name „Tlholego“ stammt aus dem Setswana, eine der vielen südafrikanischen Sprachen und bedeutet soviel wie „von der Natur kreiert und inspiriert“.

Während der Zeit der Apartheid wurden große Teile der schwarzen Bevölkerung in die unfruchtbaren ländlichen Gegenden umgesiedelt. Da die Versorgung auf dem Land aber schwer zu sichern war, waren viele dennoch gezwungen in den Städten zu arbeiten. Familien wurden auseinandergerissen. Über lange Jahre hinweg war dies das Schicksal zahlreicher schwarzer Familien.

Nach dem Ende der Apartheid gründete RUCORE, eine südafrikanische Non-Profit-Organisation, Tlhlego Village. Der Gründungsgedanke war und ist bis heute, den Menschen in dieser ländlichen Region eine Perspektive zu geben. Gemeinsam mit den dort lebenden Familien wurde ein Dorf mit einem System entwickelt, das Bildung, Lebensmittelversorgung und Unabhängigkeit gewährleisten soll.

Tlholego ist ein Projekt, welches inzwischen in der dritten Generation nachhaltiges Leben, Landwirtschaft und Ressourcennutzung erfolgreich praktiziert. Es basiert auf Individualität ebenso wie auf Gemeinschaft. Es lehrt uns mit der Natur zu arbeiten, nicht gegen sie, unsere Ressourcen zu nutzen und so den Planeten zu schützen.

Das Tlholego Team hat bisher über 5.000 Menschen aus aller Welt über ökologische Landwirtschaft, Nachhaltigkeit sowie Ressourcennutzung unterrichtet und damit eine umweltschonende und gesunde Lebensgrundlage ermöglicht.

Mittlerweile ist es den Einwohnern bereits möglich gewesen, Teile des Landes zu erwerben. Damit ist diesen Familien, die Tlholego aufgebaut haben und ihr Zuhause nennen dürfen, eine Lebensgrundlage für immer gesichert.

Garten & Landwirtschaft

Die Prinzipien der Farm basieren auf den Grundsätzen der Permakultur.

Permakultur ist aus den englischen Wörtern permanent und agriculture zusammengesetzt, was so viel bedeutet wie „langfristige Landwirtschaft“. Ziel ist ein Zusammenspiel von Mensch und Natur. Hierbei soll ein funktionierendes, sich selbst erhaltendes Ökosystem entstehen und genutzt werden können. Durch weniges Einmischen in natürliche Prozesse und das Nutzen von positiven Rückkopplungen, wird ein vernünftiger Ertrag erzielt.

Permakultur bedeutet auch ökologische Landwirtschaft. Auf Chemie wird vollends verzichtet. Etwaige Dünge- und Pflanzenschutzmittel werden natürlich erzeugt. Zum Beispiel werden Kuh- und Hühnermist als Düngemittel verwendet sowie sogenannte Wurmfarmen eingesetzt. Durch die strukturierte Verteilung bestimmter Kräuter- und Gemüsepflanzen zwischen anderen Nutzpflanzen werden Schädlinge ferngehalten und/oder die Bodenqualität verbessert. Außerdem werden so nützliche Insekten und Tiere angelockt, um Schädlinge zu vertreiben. Küchenabfälle werden zu Kompost verarbeitet, der langfristig den Boden fruchtbarer macht.

Der Garten ist das Herzstück von Tlholego. Er besteht auf etwa zwei Hektar Land und besteht aus Kräuter- und Gemüsegärten, Fruchtbäumen und Medidationsorten zur Erholung. In diesem Garten wird der größte Teil des Essens für die Bewohner des Dorfes angebaut. Die Seminarteilnehmer werden ebenfalls mit Teilen der garteneigenen Ernten verköstigt.

Nach den Jahreszeiten variiert so die Ernährung, je nachdem welches Obst und Gemüse gerade wächst. 

Über 25 verschiedene Kräuterarten wachsen im Garten. Diese spielen eine besondere Rolle. Sie werden selbst gezogen, das Saatgut vermehrt und zum Kauf angeboten. Außerdem werden sie getrocknet und als Tee oder Füllmaterial der selbstgemachten Kräuterkissen verwendet. Durch die Hilfe von Fachleuten und der eigenen jahrelangen Erfahrung haben die Einwohner über die Jahre ein enormes Wissen über Kräuter erworben, das sie in der Praxis anwenden und auf den Seminaren gerne weitergeben.

Da Bäume entscheidend zur Bodenqualität beitragen und damit in der Permakultur eine wichtige Rolle spielen, werden jährlich mehrere Bäume auf dem 150 Hektar großen Gebiet neu gepflanzt. Dazu gehören neben etlichen einheimischen Pflanzen auch diverse Obstbäume.

Tlholego Learning Centre

Über die Jahre wurden in Tlholego mehrere tausend Menschen zum Thema Permakultur, Nachhaltigkeit und natürliche Bauweisen geschult. Dieses Angebot richtet sich besonders an Afrikaner, die ermutigt werden sollen, den ersten Schritt zur nachhaltigen Selbstversorgung zu gehen. Auch Kindergärten und Schulen können auf diese Weise ihren Schützlingen eine gesunde Ernährung ermöglichen. Speziell den Menschen aus der Umgebung soll so gezeigt werden, wie man mit minimalen Ressourcen und nachhaltiger Nutzung die Versorgung über lange Zeit sichert. Inzwischen nutzen Menschen aus aller Welt Tlholego als Ort des Lernens, Lehrens und der Gemeinschaft.

In der trockenen Gegend des nordwestlichen Südafrika schwingt beim Thema Wasser immer auch das Gefühl der Sorge mit. Der verantwortungsvolle Umgang mit dieser lebenserhaltenden Ressource ist ein wichtiger Punkt in den Seminaren. Am Beispiel von Tlholego wird Nachhaltigkeit auch in Bezug auf Wasser gelehrt, zum Beispiel durch sogenanntes Grauwasser-Recycling. Hierbei wird das durch ein Bohrloch gewonnene Wasser für den Haushalt verwendet, danach gefiltert und unterirdisch abgeleitet, sodass die Wurzeln ständig mit Wasser versorgt werden. Wassertanks fangen Regenwasser auf, das zur Bewässerung der Gartenanlage genutzt wird.

Die Verköstigung der Seminarteilnehmer erfolgt durch garteneigene Erzeugnisse und wird von der eigens ins Leben gerufenen Catering-Kooperation vorbereitet. Diese besteht aus drei Frauen des Dorfes, die sich über die Jahre ein breites Wissen in den Bereichen Küche und Bewirtung angeeignet haben. Es werden lokale Gerichte serviert. In den Beilagen finden sich häufig internationale Einflüsse der jahrelangen Interaktion mit Freiwilligen aus aller Welt. Die Gerichte sind ausgewogen und gesund; das zugekaufte Fleisch stammt aus artgerechter Haltung der Umgebung.

Eine energieeffiziente Zubereitung versteht sich von selbst. In sogenannten Sonnenöfen - Solarspiegel, die durch gesammeltes Sonnenlicht große Hitze entwickeln - können die Speisen im Sommer problemlos zubereitet werden. In einer „Hot-Box“ können Speisen über lange Zeiträume warm gehalten werden. Hot-Boxen sind mit Styropor gefüllte Kissen, die in Handarbeit hergestellt und auf Tlholego selbst Anwendung finden, aber auch verkauft werden. Durch die isolierende Wirkung der Styroporkügelchen können Speisen warmgehalten und sogar energiesparend gegart werden.